Umgestürztes Boot – diesmal aber zum Glück der Touristen
Von Raimundas Binkis, Birzai
Den neuen Moden darf der Staat und die Gesellschaft Litauens auch nicht entkommen. Derzeit ist es modisch geworden, neue Aussichtstürme zu bauen – man kann im Internet mehr als 20 solche Objekte finden, manche sind älter, manche neuer.
Einer der letzten solcher neuen Türme in Litauen ist ein Turm in der Birzaier Region, nämlich im Dorf Kirkilai, etwa 8 km von Biržai entfernt. Wenn man mit dem Auto oder Motorrad unterwegs ist, sollte man die Richtung Kirkilai Dorf aus Birzai wählen, dann, schon in dem Dorf, am Anfang davon, steht ein braunes Schild, das nach rechts, auf die Kirkilaier Seen (Seenplatte) zeigt.
Richtungszeiger (Karstseen)
Dann, nach einem Kilometer Schotterpiste – steht man neben ihm. An einem Parkplatz mit Informationstafel und auch Biotoiletten.
Der Parkplatz vom Turm gesehen
Der Aussichtsturm
Der Aussichtsturm ist in Form eines auf das Ende gestellten Kanus gebaut worden – sieht ganz originell aus. Ich bin nicht sicher, ob es irgendwo etwas ähnliches gibt. Die Gesamthöhe des Turmes ist 31,7 Meter. Wenn man nach oben durch die metallische Treppe heraufgeklettert hat , findet man eine Aussichtsplattform, wovon man eine wunderbare Aussicht auf die Umgebung hat. IAuf dem Turm bemerkt man sofort, wie tatsächlich grün das litauisches Land ist – überall Wälder, verschiedene Pflanzen, und nur hier und da irgendwo scheint es auch mehrere kleine Dörfchen oder einzelne Häuser zu geben.
Vielleicht das größte umgestürzte Kanu, das man finden kann
Im Zentrum der Idee um dem Turm und des Aussichtspunktes stehen die wunderschönen Kirkilaier Seen. Die Seen haben karstische (1) Herkunft, sind ganz interessant für Geologen und Botaniker (es wachsen darin z.B. sogenannte purpurfarbige Schwefelbakterien, die, soweit der Autor weiss, in Europa nur noch irgendwo in Italien zu finden sind) und sehen ohne Zweifel schön aus– wie aus Land- als auch aus der Vogelperspektive. Nicht vergleichbar natürlich mit dem Bodensee – aber der Große und die Kleinen sind eventuell nicht miteinander vergleichbare Dinge.
Der Blick von oben
Mitte links wurden die Bilder vom Angeln gemacht, als ein Reh durch den See schwamm
Die berühmten Kirkilaier Karstseen (Blick aus dem Turm)
Der Pfad um die Seen herum: man kann so kleine Sümpfe überqueren
Also, wer möchte die Phänomena (Seen als wichtigstes Objekt) aus näherer Ansicht erfahren, der kann leicht in Biržai ankommen, und zwischen anderen schönen Sehenswürdigkeiten auch den neuen Kirkilaier Turm zu besichtigen – um so mehr, als daß auch jeder Deutsche sicher sein kann, als EU Steuerzahler einen kleinen Teil davon beigebracht zu haben (kostete der Turm etwa 0,5 Mio Euro aus dem EU Haushalt) ;-) .
Fotos © Raimundas Binkis
1-Karstseen entstehen durch Einbruch unterirdischer Höhlen. Unter den Seen befinden sich Gesteinsschichten wie Gips, Kalk und Dolomit, die sich mit der Zeit durch Wasserausspülung lösen, Hohlräume bilden und irgendwann einstürzen.
Im Raum Birzai gibt es sehr viele solcher Höhlen und Karstseen. Auch Häuser wurden durch den Karstuntergrund geschädigt.